Die Fachkräftekrise hat sich Corona-bedingt noch einmal zugespitzt: Da die Berufliche Orientierung an den Schulen nur sehr eingeschränkt stattfinden konnte, haben viele Unternehmen zunehmend Probleme, offene Ausbildungsstellen zu besetzen. Im Bereich der IHK Darmstadt wurden 2020 insgesamt 2.919 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Dies entspricht einem Rückgang von 15,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, hessenweit war der Rückgang sogar noch höher. Erste Anzeichen deuten somit darauf hin, dass sich an die Corona-Krise eine Fachkräftekrise anschließen kann.
„Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe war im vergangenen Jahr erneut hoch, aber leider bewerben sich insgesamt deutlich weniger Jugendliche als noch vor einigen Jahren“, stellt IHK-Präsident Matthias Martiné fest. Wegen Corona fand 2020 in den Schulen kaum eine Berufsorientierung statt, Praktika waren auch fast nicht möglich. Das merkten die Ausbildungsbetriebe. „Dabei sind die Perspektiven für eine Berufskarriere auf Basis einer dualen Ausbildung ausgezeichnet. In den nächsten Jahren gehen die ersten Babyboomer in Rente, viele Unternehmen benötigen dann gut ausgebildeten Nachwuchs, um die Lücken zu schließen“, so der IHK-Präsident.
Seit Ausbruch der Pandemie im März 2020 fanden in den Schulen kaum noch Aktivitäten statt, um Schülerinnen und Schüler praxisnah auf den Start in die Arbeitswelt vorzubereiten. Die Berufliche Orientierung in den Schulen fiel praktisch komplett aus. Für Unternehmen war es zudem aufgrund der dynamischen Infektionslage kaum möglich, in gewohntem Umfang Praktika anzubieten.
„Unsere Hauptanstrengungen lagen 2020 daher in der Unterstützung von Schulen und Unternehmen, um Alternativen für ausgefallene Betriebspraktika und andere Maßnahmen der Beruflichen Orientierung zu entwickeln“, sagt Hans-Heinrich Benda, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung der IHK. Als Beispiele nennt er virtuelle Betriebsrundgänge oder virtuelle Einsätze von Ausbildungs- und Karrierebotschaftern in Klassen. Benda betont: „Als lange einziger Anbieter von Lehrkräftefortbildungen zur Beruflichen Orientierung unter Corona-Bedingungen, haben wir zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer in Onlineveranstaltungen geschult“.
Neu installiert wurde auch ein Beratungsangebot für Eltern. Angesprochen werden Eltern mit Kindern aller Klassenstufen, die Unterstützung bei der Berufswahl wünschen. Neben der individuellen Beratung bietet die IHK in Online-Elternveranstaltungen Wissen zum Thema Berufswahl. „Unsere Ausbildungsbetriebe haben wir durch Beratung, durch unser Ausbilder-Praxis-Netzwerk und Online-Veranstaltungen dabei unterstützt, auch unter den schwierigen Bedingungen gut auszubilden und theoretische und praktische Inhalte so weit wie möglich zu vermitteln. In Kooperation mit Berufsschulen und Unternehmen haben wir Lösungen erarbeitet, wie fehlende Ausbildungsinhalte in ergänzenden Online-Veranstaltungen geschult werden können“, ergänzt Benda.
Auch die Prüfungen in Aus- und Weiterbildung stellten unter Corona-Bedingungen eine besondere Herausforderung dar. Trotz Verschiebungen der Frühjahrs- und Sommerprüfungen konnten rund 6.000 Prüfungen in Aus- und Weiterbildung unter strengen Hygienemaßnahmen erfolgreich durchgeführt werden.
Die berufliche Weiterbildung der IHK Darmstadt hat ebenfalls einen starken Digitalisierungsimpuls erhalten. Der Unterricht wurde zum überwiegenden Teil in das virtuelle Klassenzimmer verlegt und die Dozenten entsprechend geschult.
Die IHK Darmstadt hat in der Corona-Pandemie zahlreiche Maßnahmen zur Förderung der Beruflichen Orientierung ergriffen, die von Schulen und Jugendlichen genutzt werden können. Alle Angebote laufen auch 2021 weiter.
Torsten Heinzmann
Aus- und Weiterbildung
Teamleiter Ausbildung
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